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Prof. Dr. Annika Götz

Professorin Dr.-Ing. Annika Götz, Fakultät Maschinenbau und Fahrzeugtechnik der THU

​​​Frage: Was hat Sie motiviert, sich bei der THU um eine Professur zu bewerben?
Annika Götz: Schon während meiner Zeit in der Industrie hatte ich viele Jahre einen Lehrauftrag an der THU. Einmal in der Woche habe ich abends nach der Arbeit an der THU eine Vorlesung gehalten, auf die ich mich schon mittags gefreut habe. Ich habe gemerkt, dass es mir viel Spaß macht, Wissen weiterzugeben und Leute zum Lernen zu motivieren.


Frage: Wie kamen Sie auf die Idee, einen Lehrauftrag zu übernehmen?

Annika Götz: Das war Zufall. Ich kannte eine Person an der THU, die ich während meiner Promotion an der Universität Stuttgart kennenlernte und die mich auf die Idee brachte. Der Zufall hat mir eine Chance geboten und ich musste sie nur noch ergreifen.


Frage: Welche Aspekte Ihrer Arbeit als Professorin haben Sie am meisten gereizt, als Sie sich beworben haben?
Annika Götz: Zuerst war ich vor allem motiviert, mein Wissen weiterzugeben. Erst​ als ich schon Professorin an der THU war, wurde mir bewusst, wie selbstbestimmt ich hier arbeiten kann. Es ist an einer Hochschule möglich, vieles aus der eigenen Motivation heraus anzugehen und Themen, für die ich brenne, voranzutreiben. In der Industrie wird im Vergleich viel von außen vorgegeben: Durch Vorgesetzte, Projekte, Zeitpläne, Aufträge und Kunden. Natürlich habe ich an einer Hochschule auch Pflichten, wie etwa Lehre oder Prüfungen zu garantieren. Mein Stoff muss zur THU passen und bestimmte Bereiche abdecken. Aber wie ich den Stoff vermittle, bleibt weitgehend mir überlassen.


Frage: Warum wollten Sie speziell an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Professorin werden?

Annika Götz: Ein großer Vorteil einer HAW ist, dass viel Kontakt zur Industrie besteht. Während meiner Zeit im Industrieunternehmen habe ich viel erlebt. Was alles zum Beispiel schiefgehen und wie ich es wieder retten kann. Wenn ich aus dem Nähkästchen plaudere, sind das Momente, in denen Studierende sehr gerne zuhören. Dann nicken manche wissend, weil sie das auch schon in einer Firma, etwa in ihrem Praxissemester, kennengelernt haben. Wir haben auch Studierende im Ulmer Modell, die ein Studium mit integrierter Berufsausbildung absolvieren. Ich finde, dies ist eine sehr große Bereicherung.


Frage: Wie genau bleiben Sie auf dem Laufenden, um Ihre Studierenden auf die berufliche Zukunft vorzubereiten?
Annika Götz: Ich besuche die Studierenden im Praxissemester in ihren Unternehmen. Wenn ich durch die Betriebe gehe, komme ich gern mit Mitarbeitenden ins Gespräch und höre zu, wo es gut läuft und wo es gerade hängt. Darauf baue ich zum Teil auch meine Vorlesungen auf. Außerdem stellt meine frühere Firma jedes Semester das Thema meiner Vorlesung zur Konstruktionsmethodik. Dabei geht es immer um ein Thema, das dem Unternehmen unter den Nägeln brennt. Die Lösungsvorschläge der Studierenden landen nicht in der Schublade, sondern die Firma arbeitet damit weiter. Ich bin immer wieder überrascht, wie kreativ Studierende sind und auf welche Ideen sie kommen. Der Vorteil von Berufsanfängern ist, dass sie noch über einen breiten Blick verfügen und nicht denken: „Das lasse ich lieber sein, es hat ja noch nie geklappt.“


Frage: Wie gehen Sie die Lehre an, was ist Ihnen hier wichtig?
Annika Götz: Auf keinen Fall möchte ich nur im Frontalunterricht meinen Stoff herunterleiern. Das habe ich zur Genüge als Studentin erlebt. Wichtig ist mir die persönliche Einstellung: Wenn es mir selbst Spaß macht, meine Inhalte zu vermitteln, weil ich davon begeistert bin, dann ist die Chance groß, dass ich die Studierenden mitnehmen kann. Ich kommuniziere gern direkt mit Studierenden und stelle sehr viele Fragen. Die Studierenden sollen über Aufgaben die Themen selbst entdecken, nach den Antworten suchen und Wissen aus guten Quellen heranziehen können. Ich möchte sie dazu befähigen, sich selbst zu helfen. Natürlich doziere ich auch ab und zu im Hörsaal. Ich merke aber, dass die Übungen für Aha-Erlebnisse sorgen. Der Moment ist am schönsten, wenn ich den meisten Studierenden ansehe, dass es „Klick“ gemacht hat.


Frage: Gibt es ein Lieblingsprojekt, das Sie an der THU verfolgen möchten?
Annika Götz: Mein Steckenpferd ist die Reparierbarkeit von Produkten, dabei geht es um Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Es steckt noch in den Kinderschuhen. Ich betreue dazu zwei Bachelorarbeiten. Danach werde ich dann sehen, wie sich das entwickelt und ob ich hier etwas aufbauen kann.


Frage: Es gibt vielfältige Möglichkeiten, sich an einer Hochschule zu engagieren. Gibt es da einen bestimmten Bereich, der für Sie attraktiv ist?
Annika Götz: Momentan finde ich es sehr spannend, für den Beruf Ingenieurin bzw. Ingenieur im Maschinenbau zu werben. Wir gehen an die Schulen und informieren über die sehr gute Ausbildung an der THU. Wir möchten vermitteln, dass das ein wirklich toller Job ist – vielfältig, interessant, gut bezahlt und gefragt. Mir macht es auch Spaß bei der Bildungsmesse am Stand über unsere Studiengänge zu informieren. Dann gibt es noch die „Girls Academy“ – da kommen Mädchen aus zwei Gymnasien zu uns. Bei uns dürfen sie mit dem CAD-Programme Schlüsselanhänger entwickeln und haben zum Schluss ihren eigenen gedruckten Schlüsselanhänger in der Hand.


Frage: Wie sind Sie in Ihrer Fakultät Maschinenbau und Fahrzeugtechnik angekommen?
Annika Götz: Die Kollegialität ist toll. Wir können uns morgens und nach der Mittagspause im Besprechungs-Raum treffen, einen Kaffee trinken und uns austauschen, über den Beruf oder Privates, über die Hobbies.


Frage: Sie selbst kannten die Region Ulm schon gut, weil sie hier gearbeitet haben. Wie würden Sie Menschen Region und Bevölkerung beschreiben, die sie noch nicht kennen?

Annika Götz: Ich finde die Ulmer und die Region Ulm sehr sympathisch. Hier wird sehr gerne gefeiert und auch mal Quatsch gemacht – das „Nabada“ ist so ein Beispiel.  Wenn ich Ruhe brauche, setze ich mich gern an die Donau. Ich beobachte die Vögel und die Leute, wie sie spazieren gehen, Inline-Skaten oder Radfahren.


Frage: Und Ihr Geheimtipp?
Annika Götz: Die Astronomische Uhr im Rathaus. Wenn man sich vorstellt, dass sie fast 500 Jahre alt ist und 15 kalendarische Informationen anzeigt, ist das eine geniale Leistung. Stellen Sie sich das Getriebe dazu vor. Eine großartige Konstruktion!



Zur Person

Prof. Dr.-Ing. Annika Götz, Jahrgang 1977, studierte Maschinenbau am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und promovierte im Bereich Technisches Design an der Universität Stuttgart als erste Frau am Lehrstuhl. Sie erhielt 2009 für ihre Dissertation „Adaptiver Designprozess für Konstrukteure und Designer“ den Preis der Gustav Magenwirth Stiftung für herausragende Leistungen. Nach ihrer Promotion war sie bis zum Jahr 2020 bei der Firma Diehl Aviation in Laupheim in der Konstruktion von Ruheräumen tätig. Seit 2020 gehört sie als Professorin zur Fakultät Maschinenbau und Fahrzeugtechnik und lehrt u.a. Konstruktion. Das Thema ihrer Antrittsvorlesung: "Wo ist denn nun eigentlich die Ergonomie?“



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