„Es ist überraschend, dass die vielen innovativen Technologien und Prozesse, die bereits heute für die Automatisierung zur Verfügung stehen, im Logistikbereich noch nicht flächendeckend zum Einsatz kommen. Vorhandene Chancen werden nicht genutzt“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am Donnerstag an der Hochschule in Reutlingen. Dies zu ändern, ist das Ziel des neuen Zentrums für angewandte Forschung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (kurz ZAFH) "Intralogistik". Die Hochschule Ulm ist durch die Forschungsgruppe Servicerobotik (Professor Christian Schlegel) und das Institut für Betriebsorganisation und Logistik (Professor Norbert Bartneck) am neuen Forschungsprojekt „Intralogistik“ beteiligt. Das Verbundvorhaben wird über die nächsten drei Jahre mit 1,45 Millionen Euro durch das Land Baden-Württemberg und Strukturfondsmittel der Europäischen Union (EFRE) gefördert.
Wer Logistik hört, denkt meist nur an Transport, Warenverteilzentrum und Hochregallager. Dieses Bild trifft so aber nicht mehr zu. Logistik ist heute viel mehr als das: Von einer reinen Unterstützungsleistung in den klassischen Bereichen Transport, Umschlag und Lagerung ist sie zu einer Querschnittsaufgabe geworden. Dass Kundenanforderungen zunehmend komplexer werden, stärkt die Bedeutung der Logistikbranche. Logistik ist heute ein vielseitiger Wachstumsmarkt mit einer Fülle unterschiedlicher Serviceangebote. Baden-Württemberg hat die höchste Logistik-Dichte in Deutschland und beheimatet zahlreiche Weltmarktführer. Die Branche spielt daher eine zentrale Rolle für Beschäftigung und Wertschöpfung im Land.
Das ZAFH „Intralogistik“ plant, insbesondere für klein- und
mittelständische Unternehmen praxisnahe Lösungen finden, wie sie bisher manuell
ausgeführte Tätigkeiten schrittweise automatisieren können. Die Fähigkeiten des
Menschen werden dadurch unterstützt und erweitert. Der Roboter soll langfristig
zum sicheren und effizienten Assistenten des Menschen werden“, so Bauer.
Anwendungsbereiche für solche automatisierten Lösungen seien beispielsweise die
Ent- oder Beladung von LKWs oder Seecontainern oder die Versorgung von
Arbeitsstationen in Produktionsumgebungen. „Aktuell werden sowohl die
Materialbereitstellung als auch die erforderliche Be- und Entladetätigkeiten in
den Unternehmen überwiegend manuell durchgeführt. Grund für den geringen
Automatisierungsgrad sind die Vielfalt der zu handhabenden Gegenstände sowie
die unstrukturierte Umgebung, die einen zuverlässigen Einsatz von Maschinen
erschwert“, sagte Prof. Echelmeyer von der Hochschule Reutlingen, der Sprecher
des Forschungsverbunds. „In unserem Forschungsprojekt werden wir das Zusammenspiel
intelligenter und flexibler Systeme mit den Anwendern in den Mittelpunkt
rücken.“
Hoher Anwendungsbezug der Forschung – Robotiklösungen im Fokus
Die enge Verzahnung sowohl mit potentiellen Anwendern aus der Logistik als auch mit Technologieanbietern und Industrie-/KMU-Netzwerken aus Baden Württemberg gewährleiste den hohen Anwendungsbezug der Forschung, die die ökonomischen und technischen Anforderungen der Branche im Blick habe, so Prof. Echelmeyer weiter. „Langfristig wollen wir Innovationshürden für die Anwendung von Servicerobotik in der Logistik senken und innovative Ideen mittels eines Baukastensystems integrieren. Dadurch können die Unternehmen neue Logistiklösungen leichter anwenden. Unsere Priorität liegt somit klar auf der Entwicklung von spezifischen Robotiklösungen – entsprechend der Anforderungen in den Unternehmen“, sagte Prof. Echelmeyer abschließend.
Ein Intralogistik-Szenario der Servicerobotik Ulm im Video