Den eigenen Arbeitsplatz hin und wieder zu verlassen, bringt auch neue Ideen: Das erleben gerade InnoSÜD-Wissenschaftler der Hochschule Biberach und der Technischen Hochschule Ulm. In ihrem Teilprojekt „Rollout von Open Source und nichtkommerzieller FuE-Software" arbeiten sie an unterschiedlichen Aufgaben, aber mit dem gleichen Ziel: komplexe Software-Programme für energetische Berechnungen einfacher in der Bedienung und Anwendung zu machen. Im Rahmen des Transferformats „Transfer über Köpfe" besuchen zwei von ihnen sich gegenseitig an ihren Hochschulen, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Dabei entstand auch eine Idee für eine gemeinsame Software-Anwendung.
Die Wärmeübertragung unterschiedlich beschaffener Rohre berechnen oder die ideale Auslegung von Geothermie-Anlagen bestimmen: Spezielle Software-Programme helfen bei solchen Anwendungsfällen und können so dazu beitragen, Anlagen energiesparender und wirtschaftlicher zu konzipieren, sodass sich Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien weiter durchsetzen. Als Open Source-Software sind viele solcher Programme sogar frei verfügbar.
In der Praxis erfordert die Nutzung solcher Spezialprogramme jedoch oft eine ausgiebige Einweisung oder Kenntnisse in Programmiersprachen. Das verkleinert den Nutzer*innenkreis solcher Anwendungen und macht ihren Einsatz für Unternehmen unattraktiver, weil sie für die Nutzung der Programme viel Zeit in Schulungen investieren müssen.
An diesem Problem setzt das InnoSÜD-Teilprojekt „Rollout von Open Source und nichtkommerzieller FuE-Software" der Hochschule Biberach und der Technischen Hochschule Ulm an. Hier arbeiten Wissenschaftler daran, den Einsatz der Software zu erleichtern: durch das Erstellen von Tutorials und Anwendungsbeispielen oder durch Programmieren einer einfachen Benutzeroberfläche, die die Bedienung der Software erleichtert.
Bislang wurde dazu an beiden Hochschulen parallel gearbeitet. An der Hochschule Biberach konzentrieren sich Prof. Dr.-Ing. Roland Koenigsdorff und Fabian Neth u. a. auf die Software GEO-HANDlight, die an der Hochschule entwickelt wurde. Mit ihr lässt sich berechnen, wie Erdwärmesonden und Erdwärmekollektoren am besten dimensioniert werden. Für das Programm haben sie eine komfortable grafische Benutzeroberfläche mit Auswahl- und Eingabefeldern erstellt. Diese erleichtert die Verwendung des Programms, da Nutzer*innen nun keine Kenntnisse mehr in einer Programmiersprache benötigen.
An der Technischen Hochschule Ulm arbeiten Prof. Dr. Peter Renze und Kevin Akermann mit der Strömungssimulations-Software OpenFOAM, mit der sich zum Beispiel Druckverlust und Wärmeübertragung in strukturierten Rohren berechnen lassen. Sie entwickeln Tutorials, die Nutzer*innen durch verschiedene Anwendungsfälle führen. Das Ergebnis ihrer Arbeit stellen beide Teams Interessierten kostenlos zum Download zur Verfügung.
Transferformat „Transfer über Köpfe": Ein einfaches Prinzip führt zu neuen Ideen
Im Rahmen des Transferformats „Transfer über Köpfe" arbeitete Fabian Neth, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Biberach, im Oktober für einige Zeit an der Technischen Hochschule mit dem dortigen Projektmitarbeiter Kevin Akermann zusammen. „Obwohl wir an unterschiedlichen Aufgaben und fachlichen Fragestellungen arbeiten, gibt es viele Überschneidungen. In den verschiedenen Anwendungsgebieten, die wir bearbeiteten, werden mitunter ähnliche Bauteile verwendet, die aber für unterschiedliche Zwecke genutzt werden", fasst Fabian Neth zusammen. Er zieht ein positives Fazit: „Natürlich stehen wir auch sonst in Kontakt, vor allem virtuell. Aber wenn man beim Arbeiten nebeneinandersitzt, holt man sich leichter Hilfe bei kleinen Problemen oder prüft einfacher nach dem Vier-Augen-Prinzip."
Beim Zusammenarbeiten ist den beiden außerdem eine Idee gekommen, wie sich ihre beiden Themen verbinden lassen. „Wir überlegen, auch für die Software OpenFOAM eine grafische Benutzeroberfläche zu erstellen, mit der Strömungssimulationen zum Beispiel für Rohre in Erdwärmeanlagen durchgeführt werden können," so Kevin Akermann. Im nächsten Jahr setzt er den Austausch in umgekehrter Richtung fort und arbeitet vorübergehend in Biberach.