Um eine
sichere Verarbeitung von sensiblen Netz- und Messdaten von Netzbetreibern,
Energieversorgungsunternehmen und Kunden gewährleisten zu können, hat die Smart
Grids-Forschungsgruppe der Technischen Hochschule Ulm ein
Informationssicherheitsmanagementsystem (ISMS) für die Verarbeitung von Daten
aus kritischen Infrastrukturen in der Forschung aufgebaut und eingeführt.
Prof. Gerd
Heilscher und seinem Team ist es gelungen, die Forschungsinfrastruktur und die
Arbeitsabläufe an die Anforderungen des ISMS anzupassen. Als erste
Forschungsgruppe einer Hochschule in Deutschland können die Forscher nun echte Kundendaten
für die Erforschung intelligenter Netze, sogenannter Smart Grids, nutzen. Die
Zertifizierung hierfür erhielt die Smart Grids-Forschungsgruppe des Instituts
für Energie- und Antriebstechnik im Februar 2020 durch FOX Certification GmbH.
Neben
Entwicklung, Test und Demonstration sicherer Energieinformationsnetze, vom
intelligenten Messsystem mit direkter Kommunikation zu dezentralen
Energiesystemen und Ladesäulen über den CLS-Kanal bis zur Leittechnik, ist
jetzt auch Intrusion Detection, also die Erkennung von ungewolltem Eindringen
in die Netze kritischer Infrastrukturen, ein neues Kompetenzgebiet der
12-köpfigen Smart Grids-Forschungsgruppe.
Mit der
Zertifizierung eröffnen sich neue Möglichkeiten für die Smart Grids-Forschung
an der THU. So erhofft sich die Forschungsgruppe durch die hohe, zertifizierte IT-Sicherheit
weitere Partner, insbesondere auch Betreiber von kritischer Infrastruktur, mit
ins Boot zu holen und die Digitalisierung des Energiesektors weiter
voranzutreiben.
In einem regionalen
Feldtest mit 100 Kunden erproben die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm Netze GmbH und die THU
bereits jetzt die neuen Möglichkeiten einer Digitalisierung der Verteilnetze im
Projekt C/sells. Hierzu wurden Personen mit einer Photovoltaik-Anlage gesucht. Anhand
neu eingebauter intelligenter Messsysteme und Steuerboxen erhofft sich die
Forschungsgruppe Aussagen zu Energieerzeugung und -verbrauch, um daraus
Erkenntnisse und Erfahrungen für die Zukunft und den Ausbau intelligenter,
digitaler Netze zu erhalten. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWI) fördert
diese Arbeiten der Smart Grids-Forschungsgruppe seit 2017 im Umfang von zwei
Millionen Euro.